Unternehmensnachfolge mit Tiefgang: Was wirklich zählt, wenn Sie loslassen

Eine Unternehmensnachfolge ist nie nur ein Termin oder ein Vertrag. Sie ist ein Prozess – oft über Jahre hinweg – in dem Entscheidungen getroffen, Rollen neu definiert und vor allem: Verantwortung übergeben wird.
Doch wie genau verläuft so ein Prozess? Welche Herausforderungen kommen auf Unternehmerinnen und Unternehmer zu – und wie lassen sie sich meistern?
Diesen Fragen widmeten sich Katharina Jantzen und Johannes Schwaiger, beide Teil der continua, in einer siebenteiligen LinkedIn-Live-Reihe im ersten Quartal 2025.
Gemeinsam beleuchteten sie das Thema Nachfolge aus unterschiedlichen Blickwinkeln – offen, praxisnah und mit viel Erfahrung aus der Beratung und eigenen Übergabeprozessen.
Ein Thema, viele Blickwinkel – warum das so wichtig ist

Was die Reihe besonders macht: Sie beleuchtet nicht nur die üblichen organisatorischen oder steuerlichen Fragen, sondern geht tiefer.
Jede Folge behandelt einen Aspekt, der in der Praxis oft untergeht – obwohl genau dort die eigentlichen Hürden liegen. Es geht um Emotionen, Vertrauen, Teamführung, die Zeit danach und darum, wie sehr Nachfolge auch mit der eigenen Identität verbunden ist.
Im Folgenden stellen wir Ihnen die sieben Folgen nicht nur mit Link, sondern mit Kontext, Impulsen und zentralen Erkenntnissen vor.
Teil 1: Die emotionale Reise der Unternehmensübergabe
Der Nachfolgeprozess ist selten linear. Er verläuft in Wellen. Zwischen Euphorie, Zweifel, Stolz und Unsicherheit. Gerade weil es um das eigene Lebenswerk geht.
Wer rechtzeitig beginnt, sich mit folgenden Fragen auseinanderzusetzen, ist besser vorbereitet – emotional wie strategisch:
- Was ist meine Intention?
- Was kommt danach?
- Worauf will ich künftig meine Energie richten?
Johannes Schwaiger berichtet aus eigener Erfahrung, wie er sich Schritt für Schritt aus dem operativen Tagesgeschäft gelöst hat – nicht als Hauruck-Aktion, sondern als strukturierter Prozess über mehrere Jahre.
Hilfreich dabei ist, frühzeitig Klarheit zu gewinnen, Szenarien durchzuspielen und Alternativen zu entwickeln – für das Unternehmen und für sich selbst.
Und ganz wesentlich: externe Begleitung. Gerade in Phasen emotionaler Unsicherheit ist es Gold wert, jemanden an der Seite zu haben, der neutral bleibt und den Überblick behält.
Teil 2: Identität, Rolle & Familie: Wer bin ich nach der Übergabe?
Die eigene Rolle als Unternehmerin oder Unternehmer ist oft eng mit der persönlichen Identität verknüpft. Doch was passiert, wenn genau diese Rolle plötzlich wegfällt?
Mit dem Rückzug aus dem Unternehmen verändert sich nicht nur die Verantwortung – sondern auch die Wahrnehmung von außen. Wer zuvor als Entscheider im Mittelpunkt stand, erlebt eine neue Form der Sichtbarkeit. Oder auch der Unsichtbarkeit.
Doch diese Unternehmensübergabe ist nicht das Ende, sondern der Beginn eines neuen Lebensabschnitts.
Umso wichtiger ist es, sich frühzeitig mit dem Danach auseinanderzusetzen:
Welche Aufgaben möchte ich übernehmen? Und welche Rolle möchte ich künftig einnehmen – in der Familie, im Freundeskreis, im Leben?
Denn Freiraum entsteht nicht automatisch. Er will gefüllt werden. Und das möglichst bewusst.
In dieser Folge geht es genau darum: Was kommt nach der Übergabe? Und wie kann ein neuer Abschnitt nicht nur beginnen, sondern auch sinnvoll genutzt werden?
Ob Familie, Ehrenamt oder neue Projekte – wer weiß, wofür er sich Freiraum schafft, lässt leichter los. Eine offene Kommunikation und eine klare Perspektive nach vorn helfen dabei, auch im privaten Umfeld.
Teil 3: Werte, Visionen, Herausforderungen, Ängste
Ein Unternehmen zu übergeben heißt auch: Werte weiterzugeben. Doch wie gelingt das, wenn neue Inhaber eigene Vorstellungen mitbringen?
Johannes betont in dieser Folge, wie wichtig es ist, sich auch in den Nachfolger hineinzuversetzen:
- Welche Vision bringt die andere Seite mit?
- Wo liegen Gemeinsamkeiten, wo Unterschiede?
Wer frühzeitig in einen echten Dialog geht, kann Brücken bauen – zwischen alten Werten und neuen Ideen. Die richtige Kommunikation und Vertrauen sind dabei essenziell, sowohl gegenüber Mitarbeitenden als auch gegenüber Nachfolgern.
Die Herausforderung: offen sein für neue Impulse, ohne die eigene Kultur zu verlieren. Und Prozesse bewusst zu begleiten, anstatt sie einfach „laufen zu lassen“. Nur so entsteht Veränderung mit Richtung.
Teil 4: Mitarbeiter im Übergabeprozess – So bleibt Ihr Team an Bord
Wenn Übergabeprozesse scheitern, liegt das selten an Zahlen. Sondern oft am Team.
Gemeinsam mit Investor Thomas Stranig diskutieren Johannes und Katharina, wie wichtig frühzeitige, transparente Kommunikation während der Nachfolgephase ist. Wie man Schlüsselpersonen aktiviert, Ängsten begegnet und das Team nicht verliert, sondern stärkt.
Besonders spannend: die Unterscheidung zwischen Mitarbeitenden und sogenannten „Unternehmern im Unternehmen“ – Menschen, die mitdenken, mitgestalten und eine tragende Rolle im Wandel einnehmen.
Genau diese Persönlichkeiten entscheiden oft darüber, ob ein Unternehmen nach der Übergabe erfolgreich weitergeführt wird. Das frühzeitig sichtbar zu machen, ist Gold wert – für beide Seiten.
Ein praktischer Tipp aus der Folge: Übergabe benötigt Klarheit – und zwar nicht nur in Verträgen, sondern im Miteinander.
Moderne Analysetools helfen heute, genau zu verstehen, was Teams brauchen – und wie man sie im Wandel stärken kann. Denn der Mensch bleibt der entscheidende Faktor für eine gelingende Übergabe.
Teil 5: Nachfolge – und dann?
Ein Thema, das oft vergessen wird: Was kommt nach der Übergabe?
Ist die Nachfolge geschafft, beginnt für viele Unternehmerinnen und Unternehmer eine neue Herausforderung: der Alltag ohne das Unternehmen.
Strukturen, Entscheidungen, Verantwortung – all das fällt auf einmal weg. Was bleibt, ist ungewohnter Freiraum. Und die Frage: Was fange ich jetzt damit an?
Johannes teilt, wie er diese Phase erlebt hat – mit gemischten Gefühlen, aber auch mit neuen Chancen. Er nutzte die gewonnene Freiheit, um sich Zeit zu nehmen, alte Träume wieder aufleben zu lassen und neue Projekte anzustoßen.
Seine Erfahrung zeigt: Wer sich frühzeitig mit der Phase nach der Nachfolge beschäftigt, schafft Sicherheit – emotional wie organisatorisch. Es hilft, bewusst zu klären, was künftig wichtig ist, was liegen geblieben ist und wo neue Perspektiven entstehen dürfen.
Wer diesen Schritt geht, fällt nicht ins Loch – sondern startet mit Klarheit und Zuversicht in einen neuen Abschnitt. Mit Neugier, Sinn und der Freiheit, das nächste Kapitel aktiv zu gestalten.
Teil 6: Reflexion & neue Ziele
Nachfolge ist nicht nur ein organisatorischer Prozess. Sie verändert nicht nur das Unternehmen, sondern auch den Menschen dahinter.
Katharina und Johannes sprechen in dieser Folge darüber, wie wichtig Reflexion in diesem Prozess ist.
Johannes blickt auf prägende Meilensteine zurück: den Umzug ins erste eigene Büro, den schrittweisen Aufbau von Strukturen. Und vor allem die Automatisierung der Abläufe, die es ihm ermöglichte, sich aus dem Tagesgeschäft zurückzuziehen. Für ihn war das der Wendepunkt vom Selbstständigen zum Unternehmer.
Dieses bewusste Innehalten schafft Raum für neue Gedanken. Wer erkennt, was funktioniert hat, kann entscheiden, was bleiben darf – und wohin es als Nächstes gehen soll.
Reflexion wird so zur Brücke in die Zukunft. Denn wer würdigt, was war, schafft die beste Grundlage, um das Kommende aktiv zu gestalten.
Teil 7: Die Lernkurve als Unternehmer
Zum Abschluss der Reihe geht es um das, was bleibt: echte Erkenntnisse aus 17 Jahren Unternehmertum.
Für Johannes waren es vor allem drei Dinge, die den Unterschied gemacht haben: klare Kommunikation, belastbare Strukturen und ein tiefes Verständnis für Kennzahlen.
Diese Elemente bildeten für ihn das Fundament – nicht nur für Wachstum, sondern auch dafür, Verantwortung abzugeben, ohne das Unternehmen aus der Hand zu verlieren.
Denn: Wer führen will, muss loslassen können. Und wer loslassen will, braucht Vertrauen – in Menschen, Prozesse und die eigene Vorbereitung.
Ein starker Schlusspunkt – und eine Einladung, nicht nur auf Erfolge zu schauen, sondern auf das, was sie möglich gemacht hat.